April 2021


bayti hier

 

Michael Kortenbrede ist ein echter Überflieger, was Social Entrepreneurship betrifft. Er gründete gleich zwei Unternehmen in Münster, die sich den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit annehmen. 

Im Jahr 2017, mitten im Studium, begann alles mit seinem ersten Unternehmen, „bayti hier“. Ein integratives Modelabel, das die Migrationsbewegung und Mode unter einen Namen bringt. Warum? „Weil Kleidung Brücken bauen kann“, so Kortenbrede. 

 

2019 kam dann die Trafostation als zweites Startup hinzu. Eigentlich aus der Not heraus, dass neben der Zusammenarbeit in der Schneiderei auch ein gemeinsamer Ort zum Zeit verbringen geschaffen werden soll. Ein Ort, an dem man ein Stück Heimat schmecken kann und gleichzeitig über Themen, Sorgen und auch Erfolge des persönlichen Alltags spricht. Auch gemeinsame Aktionen wie ein Chor nur mit Lauten, und in dem jeder mitsingen kann, unabhängig von der Muttersprache, oder das Kaktus Theater finden in der Trafostation statt. 

 

Spannend, finden wir. Wir haben Michael daher ein paar Fragen gestellt. 

 

Was hat dich angetrieben dein eigenes Unternehmen zu gründen? 

 

Für mich war irgendwie immer klar, dass ein kommerzielles Startup nicht das ist, was ich möchte. Ich wollte etwas gesellschaftlich Relevantes schaffen. Es bestehen so viele soziale Herausforderungen in unserem Land und da muss was passieren. Ich habe daher mit bayti hier und der Trafostation zusammen mit anderen Menschen irgendwie zwei Dinge hinbekommen: Zum einen habe ich mich selbst verwirklicht in meinem Streben nach Unternehmertum und habe gleichzeitig einen Raum gefunden, in dem ich wirklich meine Kompetenzen einbringen kann. 

 

 

Was gefällt dir am Unternehmer Dasein am meisten? 

 

Sicherlich, dass es sich nicht um die klassische 9 to 5 Struktur handelt und Arbeit eine neue Form annimmt. Ich liebe es flexibel im Tag zu sein, was nicht bedeutet, dass ich weniger arbeite. Ich arbeite anders und zu völlig anderen Uhrzeiten als die meisten Menschen. Ich persönlich habe zum Beispiel ein riesiges Mittagsloch und das kann ich jetzt sinnvoll umgehen und aktiv als Pause planen. Dafür bin ich aktiv am Vormittag und am Abend. All diese Flexibilität und die dadurch gewonnene Kreativität und Produktivität kann ich als Unternehmer ausleben. Ich denke, es geht vielen anderen Menschen auch so… 

 

Was war dein größtes Learning bisher als Unternehmer? 

 

Mmmh… schwierige Frage. Man lernt eine ganze Menge und auch viel direkter, als man manchmal möchte. Ich glaube das größte Learning war, dass das klassische Bild eines Unternehmers eben nicht ist, dass er an jeder Front ganz vorne steht, sondern dass es bestimmte Unternehmeraufgaben gibt. Diese sind nicht weniger wichtig als andere eher operative Aufgaben, sondern im Gegenteil: Sie sind richtungsweisend und entscheidend für die Fahrtrichtung des Unternehmens. Das kann für Teammitglieder oder sogar die eigene Familie und Freunde seltsam wirken, denn man sitzt vielleicht den ganzen Tag nur am Rechner oder tummelt von Meeting zu Meeting. Dann noch das Mittagsloch und ein Treffen mit Freunden…. Arbeitet der überhaupt. 

Ganz im Gegenteil: Es heißt eben, dass ich anders vielleicht sogar produktiver arbeite. Da kann es schon mal Kritiker geben. Hier muss man aber klar wissen, dass das die eigene Rolle ist. Diese Rolle musste ich auch erstmal finden. Ein wohl riesiges Learning für mich.